Das heutige Thema unseres Stylesevenblogparade sind „Statement Shirts“, also Shirts mit Aussage. Ich freue mich auf diesen Blogpost besonders, denn hier kann ich das Thema Mode perfekt mit einem Thema verbinden welches mir extrem am Herzen liegt und mich seit ich denken kann wütend, frustriert und hilflos zurück lässt: Menschenhandel & Zwangsprostitution.

Um wirklich professionell über das Thema aufklären zu können (hierzu wirds übrigens jetzt vermehrt Beiträge am Blog geben) habe ich mir Hilfe von Freethem geholt, die in diesem kurzen Interview von ihrer Arbeit, Menschenhandel und Zwangsprostitution an sich erzählen:

Was oder Wer  ist eigentlichFreethem?
Freethem ist eine internationale Jugendorganisation, die es sich zum Ziel gemacht hat, die Nachfrage nach sexueller Ausbeutung, Prostitution und Pornografie in Österreich zu reduzieren. Durch die bewusstseinsbildende Arbeit vieler junger Leute wollen wir erreichen, dass Menschenhandel sowohl politisch als auch gesellschaftlich auf die Agenda kommt. Niemand soll mehr sagen können, er/sie habe nichts davon gewusst.

Was ist der Unterschied zwischen Prostitution und Menschenhandel?
Der Menschenhandel ist ja in 5 große Bereiche aufgeteilt. Es gibt die Arbeitsausbeutung, die sexuellen Ausbeutung, den Zwang zu kriminellen Handlungen, die gezwungene Bettelei und den Organhandel. Von sexueller Ausbeutung sind europaweit die meisten Menschen (großteils Frauen und Mädchen) betroffen. Und genau im Feld der legalen Prostitution findet Menschenhandel zur sexuellen Ausbeutung statt – nicht in Kellern oder dunklen Hinterhöfen, sondern in unseren gesetzlich bewilligten, nach außen hin so strahlend wirkenden Bordellen und Laufhäusern. Wir glauben, dass die Grenzen zwischen Menschenhandel, also auch die sogenannte „Zwangsprostitution“, und Prostitution die bei uns als „Sexarbeit“ bezeichnet wird, sehr stark verschwimmen und man die sogenannte „Freiwilligkeit“ in diesem Bereich stark hinterfragen sollte.

Ist Prostitution und Menschenhandel wirklich weltweit immer noch so ein großes Thema?
Leider ja! Eigentlich sogar mehr denn je! Es gibt heute weltweit mehr Menschen in Sklaverei als jemals zuvor in der Geschichte. Der Menschenhandel ist mit dem Drogen- und Waffenhandel der am schnellsten wachsende, kriminelle Wirtschaftszweig der Welt. Der Global Slavery Index schätzt die Zahl der Opfer auf 45 Millionen.
-Weitere Infos gibts in diesem Video von der ZEIT.

Hat Pornografie auch etwas mit Menschenhandel zu tun?
Was wir sehr stark hinterfragen ist, wie unsere Gesellschaft so weit kommen konnte, dass die Nachfrage nach „der Ware Mensch“ so stark steigen konnte. Es wird nur ein Angebot geben, wenn die Nachfrage dafür da ist. Deshalb ist auch die Prostitution ein überaus aktuelles Thema. Die Nachfrage nach immer jüngeren, immer billigeren Mädchen und immer härteren Sexpraktiken ist enorm hoch und am Wachsen. Wir glauben, dass dies Auswirkungen der Pornoindustrie sind –schon fast jeder Jugendliche hat die Pornos täglich griffbereit am Smartphone. Leider macht dieses krankmachende Konsumverhalten nicht Halt vor der Ausbeutung von Kindern und Frauen.

Gibt es Zwangsprostituiton in Österreich?
Gemeinsam mit Deutschland und den Niederlanden gehört Österreich zu den Ländern, in denen die Prostitution legal ist. Leider wird hier diese Form der Ausbeutung eher verherrlicht oder übersehen, bzw als „ältestes Gewerbe der Welt“ gehandhabt, als sie als ältestes Form der Ausbeutung zu identifizieren.

Hier ein paar aktuelle Zahlen, die interessant sein können:


Man sieht ganz klar, dass die Nachfrage nach Prostitution bei uns sehr stark am Steigen ist. Aber nicht nur die sexuelle Ausbeutung ist in Österreich ein Thema. Auch die Arbeitsausbeutung, zB. im Bauwesen oder in der Landwirtschaft, sowie die Ausbeutung von Arbeitskräften in Diplomatenhaushalten sind bei uns Thema. Auch der Menschenhandel in Form von Bettelei begegnet uns tagtäglich in Österreich.

Wie schauen die Gesetze dazu aus?
Es gibt verschiedene Ansätze, wie gesetzlich mit Menschenhandel umgegangen wird. Wir als Organisation Freethem, stehen hinter dem Modell des sogenannten „Sexkauf-Verbots“. Dieses Gesetz, auch als „Nordisches Modell“ bekannt, spricht genau davon, dass die NACHFRAGE in den Blick genommen werden muss, anstatt die Frauen in der Prostitution zu kriminalisieren. Das heißt, Prostitution ist legal, aber der Sexkauf ist illegal. Außerdem nimmt der Staat Geld in die Hand, um Frauen (und auch Männern) den Ausstieg aus der Prostitution zu ermöglichen, anstatt sie zu bestrafen. Das Kaufen von sexuellen Dienstleistungen wird aber bestraft. Schweden hat dieses Modell 1999 implementiert und den Menschenhandel somit um mehr als die Hälfte reduziert. Auch Island, Norwegen, Frankreich, Kanada, Israel und Irland haben dieses Gesetz übernommen.

Wie viele Prostituierte werden gezwungen und sind in Menschenhandel involviert?
Wie man sich vorstellen kann ist es sehr schwer hier wirklich nachweisliche Zahlen zu nennen. Das wird in diesem Bereich auch immer schwierig sein. Die Prostitution und der Menschenhandel sind ein Graubereich. Die Organisationen SOLWODI und HERZWERK, die direkt mit Betroffen arbeiten, schätzen, dass ca. 90% der Frauen in der Prostitution ausgebeutet werden. Also hier keine „Freiwilligkeit“, also zb eine andere Möglichkeit, als seinen Körper zu verkaufen, als Einkommensquelle vorliegt. Natürlich gibt es auch Frauen und Männer, die sich wirklich für die Prostitution entschieden haben und diese freiwillig ausüben. Allerdings ist dieser Prozentsatz sehr gering und nach diesem geringen Prozentsatz werden alle Gesetze gerichtet. Nach diesem Prozentsatz wird argumentiert, in Talkshows interviewt und berichtet. Die 20-jährige Mutter aus Rumänien, die mit 12 Jahren an einen 30 Jahre älteren Mann verheiratet wurde, jetzt 3 Kinder mit ihm hat während er im Gefängnis sitzt – und solche oder ähnliche Schicksale gibt es viele bei uns in Österreich – von diesen Frauen, die die Mehrheit in der Prostitution ausmachen, von denen hören wir in der Gesellschaft, in Berichten, im Fernsehen, in der Politik meistens nicht.

Wie bzw. kann man erkennen ob die Prostituierten dies freiwillig machen oder gezwungen werden?
Organisationen, die in der aufsuchenden Sozialarbeit tätig sind, sagen, dass es nur durch Beziehungsarbeit möglich ist an die wahren Geschichten und an die Hintergründe heranzukommen. Allerdings nur, wenn man wirklich daran interessiert ist diesen Menschen eine Ausstiegshilfe zu bieten. Grundsätzlich muss man nur eine Nacht mit diesen Organisationen auf die Straße gehen, den Frauen und Mädchen zuhören, den Drogen- und Alkoholmissbrauch, sowie die Bewachung der Zuhälter (die oft Brüder, Ehemänner, Boyfriends,…. sind) beobachten und man sieht was Prostitution mit Menschenhandel zu tun hat.

Was wird vom Staat Österreich dagegen gemacht?
Im Grunde sehr wenig. Das Thema ist politisch nicht „vorzeigbar“, also wird es nicht gerne auf die Agenda gebracht. Zumindest nicht das, was wirklich relevant wäre. Nämlich das Augenmerk auf die Prostitution und Pornografie zu richten. Allerdings werden die Stimmen der NGO’s in Österreich immer lauter und die Zusammenarbeit funktioniert hier immer besser. Es gibt zB die Plattform gegen Ausbeutung und Menschenhandel, bei der wir auch dabei sind, und die versucht, das Thema durch Aufklärungs- und Öffentlichkeitsarbeit wieder auf die Tagesordnung in der Politik zu bringen.

Kann ich als einzelne Person auch etwas dagegen machen?
Auf jeden Fall! Genau das ist unser Ziel mit FREETHEM.  Du kannst dich informieren und dann dein Talent – das was du gerne machst – nutzen, um Aufmerksamkeit, also Awareness zu schaffen. Du kannst mit deiner Band ein Konzert geben und Spenden für NGO’s sammeln. Du kannst Social Media nutzen, um Artikel, Videos und Blogs zu veröffentlichen. Du kannst deinen Sportverein auf das Thema aufmerksam machen und einen Dialog starten, wie die Themen Menschenhandel, Prostitution und Pornografie zusammenhängen. LehrerInnen und ProfessorInnen können uns für Vortrage und Workshops an Schulen und Unis zu diesen Themen einladen.

Es gibt wirklich sehr viele Möglichkeiten sich einzubringen. Wenn du zB gerne bei FREETHEM dabei sein möchtest, kannst du dir mal unsere Website an schauen oder uns eine
Mail an info@freethem.at schreiben und uns deine Ideen oder Fragen schicken. Wir sind jederzeit bereit, dich bei deinen Projekten zu unterstützen!

Herzlichen Dank an Freethem für eure Arbeit, euren Einsatz und dieses Interview 🙂Shirt – H&M – selbst bemalt / Blazer – ZARA / Rock – NEW LOOK / Heels – NEW LOOK  / Ohrringe – H&M

Das Outfit
Das Shirt habe ich selber gemalt und passt mit dem Slogan „We can only be human together“ perfekt zum Thema. Menschenhandel ist ein riesen Thema und gemeinsam können wir in diesem Bereich Großes erreichen. Ganz nach dem Motto: Es ist nicht genug ein Herz für Menschen die ungerecht behandelt werden, versklavt und ausgebeutet werden, sondern wir müssen anfangen etwas zu ändern.

Ich bin schon ganz gespannt auf die Beiträge der anderen Mädels 🙂

Montag – Froilein Couture
Dienstag – Pieces of Mara
Mittwoch – Seven & Stories
Donnerstag- Coco Question
Freitag – DieJuliy
Samstag – Settarious
Sonntag – Coffeechatsblog

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