Der Duft von Schnee und gebrannten Mandeln liegt in der Luft, die Lichter auf den Tannenbäumen erleuchten den schon dämmrigen Nachmittag, die Weihnachtsbeleuchtung über den Straßen schaukelt im Wind, meine Lieblingszeit im Jahr ist da – die Weihnachtszeit ist gekommen.
Doch dieses Jahr ist alles anders und meine Weihnachtsvorfreude ist getrübt. Ich sitze am offenen Fenster und schaue dem Regen zu, der doch eigentlich Schnee sein sollt, spüre die Kälte in mein beheiztes Wohnzimmer ziehen und denke nach.

kathischautausdemfenster

Es ist das erste Weihnachten und die erste Adventszeit ohne meine Eltern und meine Brüder, so gern ich meinen Mann und seine Eltern auch habe, es ist einfach nicht dasselbe. In der Adventszeit lag in meinem Elternhaus, egal wo wir gerade wohnten, meist der Duft von frisch gebackenen Keksen und Zimt in der Luft. Gestern habe ich mir eine Duftkerze gekauft, die nach Zimt und Lebkuchen duftet, weil ich es nicht geschafft habe, Weihnachtskekse zu backen. Meine Eltern haben uns als Kinder gerne jeden Tag Geschichten im Advent vorgelesen, meist ein Weihnachtskrimi für Kinder. Diesen Advent habe ich nicht mal eine einzige Geschichte gelesen. Früher haben wir uns am Adventsonntag um den Adventskranz gesetzt und über alles Mögliche geredet und die Familienzeit genossen. Dieses Jahr haben wir uns als Paar erst am dritten Advent mal 10 Minuten Zeit genommen um die Kerze anzuzünden und mal kurz still zu sein.

roterrockweihnachtsoutfit

Pullover – H&M (secondhand) / Rock – VINTAGEGESCHÄFT IN LONDON / Pumps – PETER KAISER

In diesem Jahr hat sich viel geändert und ich merke, dass nicht ich es war, die Freude und Besinnlichkeit in die Adventszeit und Weihnachten gebracht hat, sondern meine Eltern. Sie waren immer bemüht, uns die ganze Adventszeit über zu vermitteln, worum es an Weihnachten wirklich geht und uns, gerade weil bei uns immer so viel Umschwung und Veränderung war, ein Stück Heimat, Tradition und Familienzusammengehörigkeit zu geben, egal wo oder in welcher Situation wir gerade waren.

Und wann, wenn nicht jetzt zur Adventszeit, bemerkt man, dass man sich Zeit nehmen muss, um die Frage nach dem wahren Sinn von Weihnachten für sich selber zu beantworten? Und wann, wenn nicht jetzt zur Adventszeit, bemerkt man, dass es manchmal einige Zeit brauchen kann, um zu realisieren, dass das Aufbauen von Traditionen, das Stärken vom Zusammengehörigkeits- und Heimatgefühl eine Sache von Prioritäten ist?

Photocredits: myself